Wonderful first schoolweek!

Mein erster Tag in der Schule fing zwar schon am Donnerstag an, aber die ersten beiden Tage waren eher zu Einleitung. Als erstes haben sich alle in dem großen Hörsaal der Schule getroffen, wo wir dann einer zweistündigen Rede (finnisch natürlich) zugehört haben. Anschließend wurden wir in unsere Klassen eingeteilt. Jedoch standen ich und eine andere Austauschschülerin nicht auf der Liste unserer eigentlichen Klassen, weshalb wir bis zum Ende warteten. Anscheinend wurden wir einfach nur vergessen und ein Abiturient brachte uns in unsere Klassen, wo wir von vielen auf uns gerichteten Augenpaaren begrüßt wurden.

Die ersten Eindrücke an den ersten beiden Tagen waren sehr gut und ich konnte mich auf die erste richtige Schulwoche freuen!

Der Montag fing gut an, Matheunterricht, und entgegen all meiner Befürchtungen...auch wenn alles auf finnisch erklärt wurde, war es schon fast zu leicht, was wir in der ersten Woche gemacht haben :D Nach meiner ersten Stunde am Dienstag ging es mit leichten Orientierungsschwierigkeiten weiter und ich bin durch die ganze Schule geirrt auf dem Weg zur nächsten Stunde... Das System war am Anfang sehr verwirrend. Jedoch wurde ich nicht alleine gelassen. Verwirrt guckend auf dem Gang stehen war genug, damit eine Lehrerin sofort eine Vollbremsung macht, um mich zu fragen, ob ich Hilfe brauche. Sie ist dann mit mir zusammen in ihr Büro gegangen und mir gezeigt, wo ich hinmuss. Mit so viel Hilfsbereitschaft hätte ich nicht gerechnet, zumal ich nichteinmal gefragt hatte, ob sie mir helfen kann.

Auch wenn ich nicht viel verstanden habe, hat mir der Unterricht echt viel Spaß gemacht. Der Umgang zwischen Lehrer und Schüler ist anders, man versteht ist dem Lehrer nicht unterlegen und kann normal mit ihm reden. Die Lehrer werden auch immer geduzt, oder mit dem Vornamen angesprochen. Ich bin morgens viel motivierter aufzustehen und zur Schule zu gehen als in Deutschland :)

Ein weiterer Punkt ist, dass die meisten Finnen überhaupt kein Problem damit haben, Englisch zu reden und es ist nicht schlimm, wenn man sich nicht auf Finnisch verständigen kann. Gerade in der Schule sind auch meine Mitschüler immer aufmerksam und haben immer für mich übersetzt, wenn es etwas wichtiges war, das ein Lehrer gesagt hat.

Trotzdem haben meine Mitschüler erst am Mittwoch angefangen von sich aus auf mich zuzukommen. Am Anfang sind die Finnen immer sehr auf Abstand und reden eben nur, wenn es auch nötig ist. Nach fünf Tagen auf der Schule waren sie dann aber doch neugierig und haben gefragt, ob ich denn wirklich ganz alleine hier bin und wie dass als Austauschschülerin eigentlich alles so ist.

Was mir am ersten Tag aufgefallen ist, ist dass die Handys immer in den Händen der Schüler sind. Es schien also erlaubt zu sein, die Handys in den Pausen zu benutzen. Das trifft nicht ganz zu. Du kannst dein Handy immer benutzen. Es gilt auch nicht als unhöflich, wenn man ständig auf den Bildschirm glotzt, auch nicht im Unterricht. Es ist also völlig normal, wenn da zwei Leute im Unterricht sitzen und Musik hören oder Youtube Videos schauen. Den Lehrern ist das egal, es kann schließlich jeder selber entscheiden, ob er was lernen will oder lieber dumm bleiben möchte :D Vielleicht finde ich das sogar besser als in Deutschland. Dann sitzt du halt mal zehn Minuten am Handy und hörst nicht zu, arbeitest dann aber sofort wieder konzentriert und motiviert mit. Im Unterricht ist es so gut wie immer leise und es wird nicht ständig geplappert.

Wenn Pünktlichkeit noch so wichtig ist in Finnland, scheint darauf in der Schule nicht so viel Wert gelegt zu werden. Die Lehrer kommen so gut wie nie zu spät, aber wenn die Schüler zehn Minuten zu spät sind, ist das nicht schlimm. Es wird sich in der Regel auch nicht dafür entschuldigt. Dann kommen manche Schüler ganz entspannt mit einem Kaffee und einem belegtem Brötchen in den Unterricht getrödelt und machen ein zweites Frühstück, während durch Facebook gescrollt wird. Du erntest dafür keinen bösen Blick oder gar Kommentar, du machst dein Ding und entscheidest selbst, wie du zu deiner Note beitragen möchtest.

Der letzte Punkt der mir als Unterschied aufgefallen ist, ist der Sportunterricht. Jede Unterrichtsstunden dauert ja 75 Minuten in Finnland und anders als in Deutschland wird in jeder neuen Stunde ein neues Thema angefangen. Du kannst Wünsche äußern, welche Sportart du gerne ausprobieren möchtest und das wird dann auch gemacht, denn die Schule verfügt über eine große Auswahl an Sportgeräten und Zubehör. So kannst du in der Schule verschiedenste Sportarten ausprobieren, aber eben nicht vertiefen. Wirklich sportlich sehen die Schüler dabei jedoch nicht aus, denn das einzige was am Look verändert wird, ist dass die Jeans gegen ein Jogginghose eingetauscht wird. Damit man sich nicht den Aufwand machen muss, sich in der Schule auch noch umzuziehen oder Sportsachen mitzunehmen, kommen die Meisten schon in Jogginghose und Turnschuhen zur Schule, wenn an dem Tag Sportunterricht ist. Ich glaube ich gehören mit zu den wenigsten, die sich immer komplett umziehen, weil ich finde, dass man in normalen Sachen einfach keinen Sport machen kann... Hier ist es aber ganz normal mit offenen Haaren, Bluse und Jeansjacke im Unterricht zu erscheinen :D

So! Der Artikel ist etwas länger geworden, aber ich finde ich musste das alles erzählen und ich hoffe ihr fandet es interessant! :)